EM-Finale 2024: Bellingham rastet nach Niederlage aus – war nicht im TV zu sehen

Spanien wurde am Sonntagabend in Berlin zum vierte Mal Europameister.

Die Rollen waren vor dem EM-Finale waren klar verteilt. Sportlich waren die Spanier spätestens nach dem Viertelfinalsieg über Deutschland die absoluten Turnierfavoriten. England hingegen zog den Zorn der Zuschauer:innen und TV-Expert:innen ob des ungenutzten Potenzials der Weltklasse-Einzelspieler auf sich.

In einer aber lange Zeit ausgeglichenen und offenen Partie krönten sich die Iberer dank des 2:1-Siegtreffers von Mikel Oyarzabal drei Minuten vor dem Ende zum Rekord-Europameister.

Watson war beim Finale im Berliner Olympiastadion vor Ort und zeigt dir, was du im Fernsehen nicht gesehen hast.

50.000 Engländer: Berliner reagieren deutlich

In Berlin ist man es eigentlich gewohnt, wenn etwas verrückt dreinblickende Menschen in der Bahn plötzlich anfangen zu singen. Nun war das am kompletten vergangenen Wochenende keine Ausnahme, sondern prägte das Stadtbild – vor allem am Finaltag am Sonntag.

Schätzungsweise 50.000 englische Fans sollen sich in der Hauptstadt aufgehalten haben. Trotz der mageren spielerischen Leistungen konnten sich die Three Lions auf den Support aus der Heimat verlassen.

Und in ihrem Liedgut sind die Briten wohl die mit Abstand kreativsten Fußballfans. Die Inhalte reichten dann von Tapas oder Madrid, das sich die Spanier hinten reinstecken können. Weiter zu umgedichteten Klassikern, um ihre Stars Bukayo Saka und Jude Bellingham zu besingen. Und natürlich sind sie auch schlagfertig. Deutsche Fans im Trikot wurden lautstark darauf aufmerksam gemacht, dass weder Jamal Musiala noch Toni Kroos oder Manuel Neuer in Berlin sind.

Nebenbei wurde noch gegen die Erzfeinde aus Schottland und Halbfinal-Gegner Niederlande gestichelt. Und natürlich voller Inbrunst "God save the King" geschmettert.

Da nehmen es ihnen die Berliner:innen während ihres Sonntagsausflugs auch nicht krumm, dass sie in die vollkommen überfüllten Bahnen Richtung Westen der Stadt nicht mehr hereinkamen. Viel mehr zückten sie ihre Handys und filmten mit einem Lächeln im Gesicht.

Der Tenor der Fans vor dem Spiel war klar: "It's coming home!" Trotz deutlicher Überzahl im Stadion war davon bis zum Ausgleichstreffer von Cole Palmer rund 15 Minuten vor Schluss nicht so viel zu hören.

Im Stadion wolle alle Döner

Bratwurst, Bier, Fußball: eigentlich sind Fans relativ einfach zufriedenzustellen. Nun unterscheidet sich das Berliner Olympiastadion im Vergleich zu den anderen EM-Arenen in einem Punkt: Es gibt einen Dönerstand.

Der beliebte Berliner Döner Hakiki gehört seit Sommer 2022 bei den Heimspielen von Hertha BSC zum Verpflegungs-Standard im Olympiastadion. Doch bei den Heimspielen des Zweitligisten sind die Schlangen bei weitem nicht so lang.

Denn schließlich gibt es der Geburtsstadt des Döners mittlerweile über 1600 Läden. Da muss es nicht erst extra der Besuch im Stadion sein, um in den Genuss zu kommen.

Schon beim Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande war die Schlange am Stand enorm lang. Vielleicht ist das auch ein Learning aus der EM für andere Bundesliga-Stadien.

Influencer Speed lässt junge Fans ausrasten

Ob Influencer in Fußball-Stadien nichts zu suchen haben, war einer der größten Diskussionen während des Turniers. Nun ist das beim Youtuber Speed etwas anders. Der 19-jährige US-Amerikaner ist zwar einer der Sorte Youtuber, die sich für Klicks zum absoluten Clown machen, andererseits ist er aber auch fanatischer Fan von Cristiano Ronaldo.

Auch wenn der 39-Jährige mit Portugal schon nicht mehr im Turnier ist, war er trotzdem am Sonntagabend im Stadion. Auf seinem Weg in die VIP-Lounge der Uefa wurde er von mehreren Bodyguards begleitet, denn die Horde an kreischenden Kids, die ihn mit dem Handy filmend verfolgten, war nicht gerade klein.

Den Großteil der vorwiegend englischen Fans interessierte das herzlich wenig. Mehr als einen kurzen, verwirrten Blick gab es nicht.

EM-Choreografie funktioniert nicht richtig

Fußball und großspurige Eröffnungszeremonien: das passt weiterhin nicht so richtig zusammen. Während einer Kunstperformance rund 15 Minuten vor dem Spiel, fingen die spanischen Fans an, "España" zu skandieren. Der Auftritt der deutschen Sängerin Leony, die zusammen mit Meduza und OneRepublic-Sänger Ryan Tedder den offiziellen EM-Song "Fire" performte, wurde von den 70.000 Fans relativ emotionslos hingenommen.

Meldung

Das war dann auch zum Ende des Songs der Fall, als die Fans in den Kurven und auf der Gegentribüne farbige Rechtecke hochhalten sollten, die vorher verteilt wurden. Während die spanische Kurve diesem noch zum Großteil nachgekommen war, hatten die englischen Fans darauf gar keinen Bock. Dadurch ergab sich definitiv nicht das Bild, das sich die Uefa erhofft hatte, um es um die Welt zu senden.

Leony (l.)und Ryan Tedder performten den EM-Song. Immerhin ein paar Zuschauer hielten die blauen Rechtecke hoch.

Bühne für Pokalübergabe klemmt

Es hatte was von einem Einsatz der Minions. Gut 30 bis 40 Helfer:innen in schwarzen Shirts und Hosen mit gelben Helmen bauten die Siegertribüne auf, während im TV Bilder der feiernden Spanier gezeigt wurden.

Doch beim Bau der Bühne, die aus mehreren großen Teilen bestand, lief nicht alles rund. Nachdem sie eigentlich schon gestanden hatte, eilten nochmal 20 Helfer:innen auf das Feld und drückten und schoben ein Bodenteil in alle Richtungen, damit sich zwei der drei Basisteile wie geplant verbinden.

Bellingham tritt Getränkekiste weg

Der Frust war Jude Bellingham nach dem Schlusspfiff deutlich anzumerken. Gedankenverloren wandte er sich zunächst dem Mittelkreis zu, wo sich die Spanier in den Armen lagen, und ging anschließend in Richtung englischer Fans.

Jude Bellingham war nach dem verlorenen EM-Finale unglaublich frustriert.

Dann klatschte er vereinzelt mit Mit- und Gegenspielern ab, während der er mit gesenktem Kopf zur Bank lief. Seinen ganzen Frust ließ er anschließend mit einem eingesprungenen Tritt gegen eine Getränkekiste raus.

Als beide Teams auf die Siegerehrung warteten, saß der 21-Jährige abseits des restlichen Teams und hatte den Kopf fast dauerhaft in den Schoß gelegt. Lediglich Ex-Real-Madrid-Mitspieler Joselu konnte ihn kurz trösten.

Kurz nachdem er seine Silbermedaille erhalten hatte, nahm er sie auch schon wieder ab und verfolgte die Siegerehrung von der Bank.